Homepage eines zornigen Bürgers
Agitation. Journalisten im Besitz der Deutungshoheit erklären uns den Krieg.
17. April 2018
Krieg in Syrien: „Aleppo wird ausgelöscht – und die Welt schaut zu“.
So titelte Christoph Sydow am 22. November 2016, 17:19 Uhr, auf SPIEGEL ONLINE seine Wahrheit. Und er ist nicht alleine. Er wird hierin durch andere Medienkollegen vollmundig unterstützt – erst recht, seit „Aleppo erobert“ ist.
[Bei diesem Beitrag handelt es sich um mein Blog aus der Freitag-Community vom 18.12.2016]
Exemplarisch für das, was die Branche uns dummen Bürgerinnen und Bürgern so erzählt, möchte ich auf einige ihrer prominenten Autoren aufmerksam machen. Die Auswahl erfolgte willkürlich. Was alle gemeinsam haben, sind meine Protestbriefe gegen ihre unseligen Indoktrinationsversuche.
Ich stelle mir die Frage, was diese Herren mit ihrer fanatisch einseitigen Botschaft bei uns erreichen wollen. Ich habe Sorge, sie bereiten das Feld für einen Krieg des Westens mit Russland!
Sie wollen nicht begreifen, dass die Politik der Einmischung keine Alternative zum Prinzip der Nichteinmischung ist. Das hat die Geschichte mit ihren schier unübersehbaren Opfern und deren Leid nachdrücklich bewiesen. Responsibility to Protect – ein verkommenes Prinzip, sich willkürliche Zugriffsrechte auf Staaten zu sichern und die eigenen Tötungshandlungen zu rechtfertigen.
Nicht, dass sie Krieg und Kriegsverbrechen generell ablehnen – nein, sie lehnen nur den Krieg und die Kriegsverbrechen derer ab, die sie zu Feinden erklären.
Journalisten im Besitz der Deutungshoheit spielen sich hochmoralisch auf.
Hier nun mein Brief an Moritz Baumstieger, Süddeutsche Zeitung. Er hatte auf deren Internetseite am 16. Dezember 2016, 19:49 Uhr, zu Syrien folgenden Artikel gestellt: Warum der Westen in Syrien nicht eingriff - Chronologie des Versagens. Er leitete seine Botschaft ausgerechnet mit einem Zitat von Hilary Clinton quasi als Empfehlung seines anklagenden Standpunktes gegenüber „dem Westen“ ein. Am 17. Dezember 2016 habe ich ihm diese Email gesandt:
Sehr geehrter Moritz Baumstieger,
Sie leiten Ihren Text ausgerechnet mit Hillary Clinton ein. Und das, obgleich eine von Wikileaks veröffentlichte E-Mail zeigt, dass Hillary Clinton bereits im Frühjahr 2012 Luftangriffe gegen die syrische Regierung empfahl.
Ich möchte Sie exemplarisch auf ihr verkommenes Verhalten angesichts des völkerrechtswidrigen Irak-Krieg hinweisen:
Hillary Clinton hat 2002 für den Irak-Krieg gestimmt und zwölf Jahre benötigt, um diese ihre Entscheidung als falsch zu bezeichnen.
In ihrer Autobiografie nennt die ehemalige Außenministerin ihr Votum für den Irakkrieg einen Fehler. "Ich war nicht die einzige, die einen Fehler gemacht hat. Aber ich habe dennoch einen Fehler gemacht. Eindeutig. Ich dachte, in gutem Glauben gehandelt und die beste Entscheidung getroffen zu haben." – So Frau Clinton im Juni 2014.
Die öffentliche Meinung in Bezug auf George W. Bush war inzwischen katastrophal. Als er am 20. Januar 2009 aus dem Präsidentenamt ausschied, lagen seine Zustimmungswerte unter 20 Prozentpunkten. Vor diesem Hintergrund hat sich Frau Clinton 2014 von ihrer damaligen Zustimmung zum Irak-Krieg distanziert.
Aber als das politische US-Amerika unter dem Eindruck von Nine-Eleven gegen den Irak mobilisierte, stand Frau Clinton in vorderster Reihe der Irak-Krieg-Befürworter.
Donald Rumsfeld, von 2001 bis 2006 (Kabinett George W. Bush) Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten, ist einer der zentralen Architekten des Irakkriegs. Bereits acht Wochen nach Nine-Eleven begann er mit den Planungen.
Dass der Zusammenhang mit Nine-Eleven konstruiert war! Dass Saddam Hussein keine Massenvernichtungs-waffen hatte! Dass der Feldzug völkerrechtswidrig war! Dass er eine ganze Region auf Dauer destabilisieren würde – Hillary Clinton stimmte dem Vorgehen zu.
Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, einzugestehen, dass die Politik der Einmischung keine Alternative zum Prinzip der Nichteinmischung ist. Das hat sich ja wohl zigmal durch schier unübersehbare Opfer und deren Leid nachdrücklich herausgestellt. Responsibility to Protect – ein verkommenes Prinzip, sich willkürliche Zugriffsrechte auf Staaten zu sichern und die eigenen Tötungshandlungen zu rechtfertigen.
Können Sie nicht endlich aufhören mit der systematischen Indoktrination. Kann die SZ nicht endlich aufhören mit der unglaublichen Russland- und Assad-Dämonisierung, dem Schüren von Konfrontation und der Pflege von Feindbildern?
Wollen Sie uns in einen Krieg mit Russland hineintreiben? Oder was ist Ihre Absicht? Es kann doch wohl nicht darum gehen, trotzig darauf zu bestehen, recht zu haben.
Hat der Westen nicht genug Dreck am eigenen Stecken? Wollen Sie uns weismachen, das Geschehen in Syrien/ Aleppo sei ein einzigartiges Phänomen, das es zuvor noch nicht gegeben hat?
Es war die NATO mit ihrer „Führungsmacht USA“ die nach dem Zweiten Weltkrieg Maßstäbe für menschen-verachtende Bombardierungen setzte. Angefangen vom großflächig eingesetzten Agent Orange in Südvietnam, das der zynischen Propaganda nach nur der Entlaubung diente, über Uranmunition, Clusterbomben und die Zerstörung chemischer Einrichtungen im Jugoslawienkrieg. Bis zu Phosphorbomben im irakischen Falludscha gegen Rebellen und Zivilisten. Die USA haben auch im Irakkrieg zum Abschlachten der dortigen Bevölkerung Uranmunition eingesetzt, wie zudem auch in dem angezettelten „Bürgerkrieg“ in Syrien – wie Ihr Kollege Christoph Sydow gerne den Krieg tendenziös nennt.
Vergessen Sie bitte nicht, dass die beiden bisher einzigen Atombomben von den USA abgeworfen wurden, und zwar ganz gezielt. Und dass die USA den Japanern hierfür bis heute die Entschuldigung verweigern.
Die humanitäre Katastrophe in Aleppo ist auch die Katastrophe von systemdienlichen Politikern, Medien und Bürgern Ihrer Gesinnung, aber nicht etwa, da sie als Bestandteil westlicher Politik zu wenig Engagement gezeigt hätten, sondern, weil Sie aktiv mitgeholfen haben, sie herbeizuführen. – Sie (Plural) haben sich aktiv am schmutzigen Konzept des Regime Change beteiligt und es mit Chorgesang begleitet. Und heute weinen Sie Krokodilstränen: "Die Situation ist desaströs. Sie bricht einem das Herz", sagt Frau Merkel scheinheilig. – Was für eine pathologische Interpretation der Ereignisse.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Der Bundespräsident und Theologe Joachim Gauck agitiert die Bevölkerung für Krieg als Ultima Ratio und antwortet jenen 67 Pfarrern, die ihn in einem offenen Brief dafür kritisiert haben, ohne Einsatz bewaffneter Kräfte z. B. sei keine Befreiung von der Hitlerdiktatur möglich gewesen wäre. Sowohl der Papst als auch die evangelische Kirche in Deutschland hätten in entsprechenden Äußerungen Krieg als Mittel der Friedenssicherung oder als letztes Mittel anerkannt, um Krieg und Völkermord zu beenden.
So etwas sagt er, obgleich die „westliche Wertegemeinschaft“ zu diesem Zeitpunkt bereits seit dem Niedergang der Sowjetunion, also seit mehr als 16 Jahren, zmeist völkerrechtswidrig in unterschiedlichen „Coalitions Of The Willing“ in Staaten einfällt, ganze Regionen zerstört, Menschen zu Hunderttausenden tötet und millionenfaches Flüchtlingselend schafft.
An dieser Stelle und im Angesicht der ungeheuren Geschichtsklitterung, die im Zusammenhang mit der Aleppo-Katastrophe erfolgt, erscheint es mir notwendig, noch einmal den Katalog westlicher Verbrechen zusammen-gefasst zu präsentieren:
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts erfolgte eine Serie von Jugoslawienkriegen, die mit dem Zerfall des Staates verbunden waren. Vom 24. März bis zum 10. Juni 1999 führte die NATO völkerrechtswidrig unter Einsatz von über 1.000 Kampfflugzeugen eine der massivsten Luftkriegsoperationen der Militärgeschichte durch.
Man geht von einer Gesamtzahl an Todesopfern durch die Bombardierung Serbiens von 3.500 aus; etwa 10.000 Menschen sollen verletzt worden sein.
Es waren skandalöser Weise der SPD-Mann und Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie der grüne Joschka Fischer – von 1998 bis 2005 Bundesminister des Auswärtigen Amtes und Stellvertreter des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland –, die 1999 maßgeblich die deutsche Beteiligung am völkerrechtswidrigen Kosovokrieg betrieben, wodurch erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wieder deutsche Soldaten an einem Krieg beteiligt waren.
Ein Novum, das unrühmlicher nicht sein könnte.
Sie beide organisierten den deutschen Tabubruch und wurden so zu Wegbereitern zukünftiger völker-rechtswidriger Angriffskriege unterschiedlicher „Coalitions Of The Willing“ der westlichen Wertegemeinschaft!
Der Krieg in Afghanistan seit 2001, der mit der US-geführten Intervention im Herbst 2001 eingeleitet wurde – eine Folge der Entscheidung der Bush-Administration, Nine/Eleven zu einem „NATO-Bündnisfall“ für einen Angriff Afghanistans zu erklären –, fand unter Beteiligung auch der Bundesrepublik Deutschland statt. Soviel man weiß, haben die US-Amerikaner am Hindukusch in dreizehn Jahren für die Vernichtung von Menschen und deren Lebensraum knapp eine Billion Dollar ausgeben.
Auch Deutschland hat tote Afghanen zu verantworten. Die mit Abstand größte Zahl von Opfern durch einen Einsatz der ISAF war Folge einer Bombardierung durch US-Flugzeuge am 4. September 2009, die von Deutschen angefordert worden war. Der heutige Brigadegeneral und damalige Oberst der Bundeswehr Georg Klein war Befehlshaber dieses Luftangriffs bei Kunduz. Nach NATO-Einschätzung wurden dabei bis zu 142 Menschen, darunter auch Kinder, getötet oder verletzt.
2003 begann der Irakkrieg, der bis Ende 2011 mindestens 110.000 getötete Zivilisten forderte. Die Amerikaner organisierten nach einem inszenierten Lügenauftritt mit Colin Luther Powell im Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen am 5. Februar 2003 unter Beteiligung von nahezu 50 westlichen Staaten völlig gegen Völkerrecht eine „Coalition Of The Willing“ und fielen in den Irak ein. Der UN-Sicherheitsrat hatte seine Einwilligung für einen solchen Überfall gerade zuvor abgelehnt. Zahlreiche Staaten dieser Koalition wollen heute an ihre Schandtat nicht mehr erinnert werden. Mit dabei auch folgende EU-Staaten: Bulgarien, Dänemark, Großbritannien, Italien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn.
Und wieder sind sie völkerrechtswidrig unterwegs, haben den Bürgerkrieg in Syrien internationalisiert und hoch dramatisiert. Mit von der Partie in der „internationalen Allianz gegen die Terrormiliz IS“ die EU-Staaten: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ungarn, Zypern.
Man geht gegenwärtig von 250.000 bis 400.000 Toten aus und von 10 Millionen syrischen Kriegsflüchtlingen, davon 4,6 Millionen, die nach Europa wollen, und das in der kurzen Zeit seit 2011.
In der Zwischenzeit ist der gesamte Nahe Osten in Schutt und Asche gelegt, und die Karawane des Todes zieht weiter Richtung Nord-Afrika. Doch es gibt viele Ignoranten, die das alles nicht wahrhaben wollen.
…
Das zur Erinnerung, um noch einmal auf die Dimensionen des unsäglichen Leids aufmerksam zu machen, das das westliche supranationale Angriffsbündnis angerichtet hat.
In all der Zeit ist Russland diesem Angriffsbündnis nicht in die Quere gekommen, war mit sich selbst beschäftigt. Seine Außenpolitik hatte keinen nennenswerten Einfluss auf das westliche Bündnis.
Und was entnehmen wir dieser Tage den Medien: Mit der umkämpften syrischen Stadt Aleppo befasst sich heute eine internationale Konferenz in Paris. Die USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada fordern die Vereinten Nationen in ungewöhnlich scharfer Form auf, eine Bestrafung von Menschenrechts-verletzungen und Kriegsverbrechen in Syrien durchzusetzen. – Ausgerechnet die USA.
Seit ca. fünfzehn Jahren führen die Vereinigten Staaten ihren juristisch und ethisch verwerflichen Drohnen-Krieg, auch von Ramstein aus. Wie mittlerweile bekannt ist, wird die "Kill List" vom US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Barack Obama höchstpersönlich wöchentlich, an jedem Dienstag, unterzeichnet und abgesegnet, auch noch für gezielte Tötungen in Ländern, mit denen sich die USA nicht im Krieg befinden, wie Pakistan oder Somalia. Andere Ziele von US-Operationen in Afrika sind etwa Boko Haram in Nigeria, Ansar al-Dine in Mali oder die Lord's Resistance Army von Joseph Kony in Uganda. – Morden unter Ausschluss parlamentarischer und/oder juristischer Autorisierung bzw. Kontrolle. Drohnentötung quasi als Steigerungsform des verkommenen und weltweit verachteten Guantanamo-Prinzips.
Was ich hier anklage, ist die skandalöse Einseitigkeit und bewusste Geschichtsklitterung dieser westlichen Politiker und ihrer medialen Zuarbeiter, die in ihrer Mehrzahl die schmutzigen Kriege der letzten 25 Jahre mit zu verantworten, gar angezettelt haben.
Denn das ist ja wohl das Ziel der USA: Welteroberung ohne Krieg auf eigenem Territorium. Dafür haben sie seit ihrer Gründung im Jahr 1776 gesorgt. In 240 Jahren ihres Bestehens befinden sie sich 223 Jahre lang in exterritorialen Kriegen. Sie haben die 200 Nationen mit ca. 1.000 Militärbasen überzogen, davon alleine 17 in Deutschland, ca. 45 in ganz Europa. – Ob da Atomwaffen auch eine Rolle spielen?
Schamloser geht es nicht mehr!
Und noch ein letztes: Auch ich unterstütze die Aufklärung von Kriegsverbrechen in Aleppo, bin aber für eine Ausweitung des Themas auf auch die Kriegsverbrechen des Westens und Auslieferung von George W. Bush, Tony Blair, José Manuel Barroso, Gerhard Schröder und Josef Fischer an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Und im Übrigen gilt: Der Krieg bereits ist das Verbrechen, nicht erst die Kriegsverbrechen sind es.
Mit freundlichen Grüßen, Jürgen Beineke
Ähnliche, nicht ganz so umfangreiche Emails sandte ich auch an:
Sent: Thursday, December 15, 2016 10:47 PM
To: Severin.Weiland@spiegel.de
Subject: Ihr Kommentar vom 15. Dezember 2016, 19:08 Uhr
Katastrophe von Aleppo - Obamas Niederlage
...
Sent: Tuesday, December 13, 2016 8:19 PM
To: Stefan.Kuzmany@spiegel.de
Subject: Ihr Kommentar auf SPIEGEL ONLINE am 13. Dezember 2016, 18:03 Uhr
Tod in Aleppo - Ist ja bald Weihnachten
...
Sent: Wednesday, November 30, 2016 5:41 PM
To: Sydow Christoph DER SPIEGEL
Subject: Ihr Kommentar auf SPIEGEL ONLINE vom 29. November 2016
Assad erobert Aleppo - Kriegsverbrechen lohnen sich
und am 22. November 2016, 17:19 Uhr
Aleppo wird ausgelöscht - und die Welt schaut zu
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Nicht einer der hier betroffenen Elite-Journalisten hielt es für nötig, zu antworten. Sie betreiben nur Kanzel-journalismus. – Widerspruch nicht erwünscht.
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