Jürgen  Beineke
 

Homepage eines zornigen Bürgers


Neonationalismus: Schön, dass es ihn gibt 2)

13. November 2018

Neonationalismus – das neue Feindbild des politischen und medialen Establishments

Hierbei handelt es sich um die Dokumentation meiner Email-Korrespondenz mit Stefan Ulrich von SZ ONLINE vom 11. November 2018 zum genannten Thema.

Der nutzte seinen Kommentar anlässlich Frankreichs Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs zu einer Laudatio auf Emmanuel Macron, dem Freshman im Amt des Monsieur le Président de la République und geriet regelrecht ins Schwärmen. Das provozierte meinen Widerspruch.

»Frankreich versteht sich auf die ganz große Inszenierung, die an Geist und Seele zugleich appelliert und ein Pathos verbreitet, das nicht hohl, sondern bedeutungsreich ist. Und dieser Präsident, Emmanuel Macron, ist die perfekte Verkörperung dieser Nation, ernsthaft und optimistisch wie deren Hymne, gravitätisch und schwungvoll, umarmend, bestimmend und durchaus ergriffen vom eigenen Sendungsbewusstsein.«

[Diesem Teil 2 ging der Teil 1 „Neonationalismus: Schön, dass es ihn gibt“ voraus.]

11. November 2018, 16:04 Uhr

Weltkriegsgedenken Europas Frieden ist in Gefahr

 

From: j.beineke@t-online.de
Sent: Sunday, November 11, 2018 8:12 PM
To: stefan.ulrich@sueddeutsche.de
Subject: 11. November 2018, 16:04 Uhr | Weltkriegsgedenken - Europas Frieden ist in Gefahr

Sehr geehrter Stefan Ulrich,

auch diesmal habe ich Ihren Kommentar mit Interesse gelesen und ihn mit Randbemerkungen versehen. Siehe angefügtes PDF-Dokument. In der Zwischenzeit habe ich mir eine persönliche Homepage zugelegt, die »Homepage eines zornigen Bürgers«.

Ich erlaube mir inzwischen, meine Post an exponierte Personen der Öffentlichkeit in öffentlichen Politikforen und auf meiner persönlichen Homepage zu verwenden. 

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Beineke

… 

Antwort:

From: Ulrich, Stefan
Sent: Sunday, November 11, 2018 10:20 PM
To: j.beineke@t-online.de
Subject: Re: 11. November 2018, 16:04 Uhr | Weltkriegsgedenken - Europas Frieden ist in Gefahr

Sehr geehrte Herr Beineke,
vielen Dank für Ihre interessante E-Mail. Es wird Sie nicht wundern, dass ich völlig anderer Meinung bin als Sie.  

Mit besten Grüßen
Stefan Ulrich
Von meinem iPad gesendet

Der Wortlaut:



Ursprungstext:

Europas Frieden ist in Gefahr

Frankreichs Präsident Macron hält beim Gedenken des Endes des Ersten Weltkriegs der Gegenwart den Spiegel vor. Unter seinen Zuhörern sind Trump und Putin - die Paten eines gefährlichen Neonationalismus. (1)

Kommentar von Stefan Ulrich

Frankreich versteht sich auf die ganz große Inszenierung, die an Geist und Seele zugleich appelliert und ein Pathos verbreitet, das nicht hohl, sondern bedeutungsreich ist. Und dieser Präsident, Emmanuel Macron, ist die perfekte Verkörperung dieser Nation, ernsthaft und optimistisch wie deren Hymne, gravitätisch und schwungvoll, umarmend, bestimmend und durchaus ergriffen vom eigenen Sendungsbewusstsein. (2)

Macron hat das Gedenken in Paris an das Ende des Ersten Weltkriegs dazu genutzt, sich und sein Land als Anführer einer freien, friedlichen Welt zu präsentieren. Er erinnerte an die Millionen Soldaten und Zivilisten, die der nationalistische Blutrausch verschlang. Doch er begnügte sich nicht damit. Vielmehr hielt er der Gegenwart einen Spiegel vor (3), in dem die Frevel der Vergangenheit schon wieder zu erkennen waren: die Überhöhung der eigenen Nation; die Herabwürdigung der anderen; und der ängstlich-aggressive Rückzug auf sich selbst, der leicht in neuer Gewalt explodie-ren kann.

Immerhin: Sie waren alle gekommen zu diesem Totengedenken und Friedensfest - 60, 70 Staats- und Regierungschefs unterschiedlichster Herkunft, Hautfar-ben und Überzeugungen, um den Worten des Präsi-denten zu lauschen und ihm Beifall zu spenden. Ein Zeichen, dass die Welt gelernt hat aus den Gräueln der Geschichte; und dass sie heute auf Eintracht statt auf Spaltung setzt.

Neben Macron und Merkel saßen am Arc de Triomphe auch anders gesinnte Gäste

Doch ist es wirklich so? Oder zeugen die Bilder von Paris in Wahrheit nur von einem brüchigen Frieden, einem Scheinfrieden gar? Gewiss, die demonstrative Nähe Macrons und Angela Merkels zeigt, wie sich Hass - der Hass der einstigen "Erbfeinde" Frankreich und Deutschland - mit Großmut, Beharrlichkeit und gutem Willen in Freundschaft verwandeln lässt. Und beide, der Präsident wie die Kanzlerin, beweisen durch ihre Politik, wie wichtig es ihnen mit der Versöhnung ist. Doch gleich neben ihnen saßen bei der Feier am Arc de Triomphe anders gesinnte Gäste: Donald Trump und Wladimir Putin (4), zwei Paten des Neonationalismus. Ihre Politik straft ihr Gedenken Lügen. Sie appellieren an den nationalen Egoismus und die Ressentiments ihrer Bürger und führen ihre Völker hinter gedankliche und reale Mauern und Stacheldrahtzäune zurück.

Der Frieden, der, zumindest im größten Teil Europas, auf zwei Weltkriege folgte, ist in Gefahr. Während die Menschen am Sonntag in Paris das Ende von Hass und Gewalt feierten, marschieren in den Hauptstädten neben gut gesinnten Patrioten auch stramme Nationalisten auf. Die Ideen, die vor mehr als hundert Jahren die jungen Männer in die Schützengräben trieben, wabern hoch aus den Gräbern wie giftiges Gas. Sie durchdringen Regierungen von immer mehr Staaten, auch in Europa. Und sie sind längst wieder zu beiden Seiten des Rheins virulent.

Rassisten durchziehen den rechtsradikalen Rassem-blement National und die linksradikale Partei La France insoumise in Frankreich. Auch in Deutschland marschieren Rassisten durch die Städte und schwingen Reden im Bundestag (5). Politiker wie Macron und Merkel versuchen, sich gegen die Kräfte aus der Vergangenheit zu stemmen. Viele Bürger in Frankreich, Deutschland, Russland, Amerika, Polen oder Italien tun das auch. Sie brauchen, hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, viel Kraft, um den Frieden zu erhalten.


Meine Kommentierung:


(1) So sind sie, die Medien, die sich allesamt im Besitz der monetären Machthaber befinden: Sie halten Putin-Russland Neonationalismus vor. Sie pflegen Feind-bilder. Dass sich Russland wegen seines „gefährlichen Neonationalismus“ 23 Jahre lang nicht in das Treiben der westlichen Wertegemeinschaft eingemischt hat, vergisst der Autor: Seit dem ersten Irak-Krieg 1991 zieht sich eine Blutspur der NATO und williger Koalitionen von Jugoslawien und Afghanistan über den Nahen Osten, den Jemen und Libyen bis nach Mali. Millionen Menschenleben und zig-Millionen Vertriebene sind die Folge.

 

 (2) Der Autor könnte in Monsieur le Président de la République Manu verliebt sein.

Solcher Art Gedenkveranstaltungen des Westens sind und bleiben so lange leere, obszöne Rituale, wie sie keine korrigierende Wirkung auf die entartete Politik der Gegenwart entfalten.

(3) Der Mann hat recht, doch seine amnestische Interpretation lässt die Gräueltaten der westlichen Wertegemeinschaft aus und vor allen Dingen seine eigenen Bomben, die er in der Nacht zum 18. April 2018 schon einmal vorsichtshalber auf Syrien abgeworfen hat.

(4) Hetze gegen Wladimir Putin gehört zum Handwerk. Ganz im Sinne des Monsieur le Président de la République Manu: "Russland, das an unseren Grenzen steht und das zur Bedrohung werden könnte".

Ist es nicht vielmehr andersherum – nämlich, dass sich die sogenannte Europäische Gemeinschaft sehr breit gemacht und ihre Grenzen immer weiter an die Russlands herangerückt hat mitsamt ihrem Aggress-ionsapparat NATO, der soeben noch sein größtes Militärmanöver mit rund 45.000 Soldaten seit Ende des Kalten Krieges an der russischen Grenze durchführte, das sich aber selbstverständlich gegen niemand spezielles richtete.

Kann es sein, dass der Mann nicht alle Tassen im Schrank hat? Der europäische Teil dieser NATO hat 2017 249.741 Milliarden Dollar (Russland gerade mal 66 Milliarden) für seine Kriegsmaschinerie ausgeben und Billionen für seine verbrecherischen Kriege gegen muslimische Staaten.

Nochmals: Seit dem ersten Irak-Krieg 1991 zieht sich eine Blutspur der NATO und williger Koalitionen von Jugoslawien und Afghanistan über den Nahen Osten, den Jemen und Libyen bis nach Mali. Millionen Menschenleben und zig-Millionen Vertriebene sind die Folge.

(5) Der Autor tut so, als sei diese Gesinnung, derer sich auch die AfD bedient, wie eine biblische Plage vom Himmel gefallen.

Nein, nein, verehrter Stefan Ulrich: Was Sie, „die Medien“, hier anwenden, ist ein neuer Trick: Rassisten und Rechtspopulisten als neues Feindbild, das von den eigenen Verursachungsmomenten und denen der sogenannten Eliten, Politiker zumal, ablenken soll.

Emmanuel Macron und Angela Merkel sind neben vielen, vielen anderen Politikern Liebediener von Big Money, und Sie „die Medien“, sind es auch.

Angela Merkel etwa steht für eine Politik im Deutschland der letzten 20 Jahre, die gekennzeichnet ist durch die gleichgerichtete Politik des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE“, das in seiner Bilanz massiv Politik gegen die Bevölkerung betrieben hat – und zwar bis zum Erbrechen, selbst noch um den Preis des eigenen politischen Untergangs.

Die SPD ist an diesbezüglicher Ignoranz kaum zu überbieten. Sie haben die Bevölkerung ganz gezielt bestohlen, haben ihre Arbeitseinkommen systematisch geschmälert, haben das Rentensystem bewusst zugunsten von BlackRock & Co. zerschlagen, haben der Bevölkerung die Mehrwertsteuererhöhung um drei Prozentpunkte auf 19 Prozent aufs Auge gedrückt, mit der größten Steuererhöhung seit 1949.

Demgegenüber standen einseitige Steuergeschenke für Arbeitgeber, Industrie und Finanzwirtschaft mithilfe von Steuergesetzesänderungen für die Zeit zwischen 1998 und 2013 in Höhe von ca. 490 Milliarden Euro (Bontrup: Durch Umverteilung von unten nach oben in die Krise, Seiten 15 – 16.). Die politische Verantwortung hierfür lag von 1998 bis 2005 bei Rot-Grün, bei Schwarz-Rot von 2005 bis 2009 und bei Schwarz-Gelb von 2009 bis 2013.

Sie haben das Geld den monetären Machthabern in den Hintern geschoben und sich an deren zerstörerischen Angriffskriegen beteiligt.

Es ist ihre Schuld, dass sich in Deutschland jene Gesinnung breitgemacht hat, die die AfD einen Sieg nach dem anderen einfahren lässt – jene Gesinnung eben, die auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier soeben beklagte. – Welch eine Heuchelei!

Und Sie, „die Medien“, haben diese Politik devot promotet. – Glückwunsch kann man dazu nur sagen.

In ihrer Pressemitteilung einer Forschergruppe an der TU Leipzig, die am 7. November 2018 veröffentlicht wurde, können wir lesen: "Fast 30 Jahre nach dem Mauerfall fühlen sich rund 30 Prozent als Bürger zweiter Klasse, wobei die Ost/West-Unterschiede nur gering sind."

Und das hat natürlich alles nichts mit den genialen Politikern der letzten 30 Jahre zu tun.

Von dieser Form der „Parteiendemokratie“ haben viele Menschen die Schnauze voll – und hierzu kein Wort, nicht von Steinmeier oder den anderen politischen Eliten. Kein bisschen systemische Situationsanalyse, was das alles mit der Spezies Politiker zu tun hat.

Neonationalismus 1)

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