2020-09-01
Medienagitation. Philipp Wittrock, Leiter des SPIEGEL-Hauptstadtbüros stellt in »Die Lage am Morgen« diese Frage. Ich habe ihm eine Antwort gegeben.
»Respekt, wie Jens Spahn den Anfeindungen trotzt. Ich frage mich nur: Was ist los mit manchen Menschen? Bei allem Verständnis für Sorgen, Nöte, Existenzängste - warum ist kein Gespräch mehr möglich? Woher kommt diese Aggressivität? Oder um es mit Spahns Worten zu sagen: “Welcher Frust rechtfertigt diesen Hass?” Antworten habe ich noch nicht gefunden.«
SPIEGEL.de, 01.09.2020, 05.40 Uhr | Die Lage am Morgen _ Woher kommt dieser Hass?
[Bei diesem Beitrag handelt es sich um mein Blog aus der Freitag-Community]
Hallo Philipp Wittrock,
Antworten haben Sie noch nicht gefunden? Das ist ja wohl ein starkes Stück. Was Sie hier zelebrieren, ist die übliche Routine-Heuchelei: SPIEGEL-ONLINE, 08. Mai 2016, 18:10 Uhr, “Im Sog”. Sie stellen die Frage: »Miese Umfragen, Spekulationen zur K-Frage, Gerüchte über einen Rückzug: SPD-Chef Gabriel steht unter Druck wie nie. Verzweifelt ringt die Partei um die Trendwende - der Glaube daran schwindet.«
Mein Kommentar für Ihr entsprechendes Forum:
Die Politiker des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE“ haben in ihrer pathologischen Selbstgefälligkeit im Zusammenspiel mit devoten Medien die Bevölkerung in der Zwischenzeit arrogant und ignorant auf eine so massive Weise im Stich gelassen, dass daraus eine signifikante Gefolgschaft für die AfD entstand. – Aber auch für diese Zusammenhänge fehlt ihnen die Einsicht und das Fingerspitzengefühl! Sie könnten schwachsinnig sein!
entsprach wohl nicht Ihrem Duktus, war Ihnen zu ordinär! Jedenfalls haben Sie diesen Forumsbeitrag von mir gar nicht erst veröffentlicht.
“Welcher Frust rechtfertigt diesen Hass?” Jens Spahn zumindest vermutet Zusammenhänge.
Ihre Kollegin Isabell Hülsen war am 25.02.2018, 08.16 Uhr ebenso sprachlos wie Sie heute. Sie schreibt:
»Was macht selbst Menschen, denen es nach objektiven Maßstäben in dieser Gesellschaft nicht schlecht geht, so wütend, dass sie derart drauflosschimpfen?« –
Ich will es Ihnen verraten. Es ist die Ohnmacht, die sie empfinden, genau wie ich. Ohnmacht gegenüber einer Politik und deren Protagonisten, die die Welt zunehmend an den Rand einer Katastrophe geführt haben: Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien mit einer Bilanz dieser westlichen, zumeist völkerrechtswidrigen Interventionskriege von mittlerweile 1,5 Millionen Menschenleben und zig-Millionen Flüchtlingen ist die schmutzige Reputation, die sich mit der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ verbindet. – Ist das kein Grund „derart drauflosschimpfen“?
SPIEGEL ONLINE & Co. haben uns Bürgerinnen und Bürger für diese Kriege agitiert und uns den Unterschied zwischen den guten Bomben und den bösen Bomben erklärt. Ich behaupte gar eine symbiotische Kultur der Kumpanei westlicher Politik und systemischer Medien, die das Geschehen mit Chorgesang begleiteten.
Haben Sie die Politik anlässlich und nach der Lehman-Pleite 2008, die in Wahrheit eine 50-Billionen-US-Dollar-Sause der Kapitalwirtschaft war, vergessen und die anschließende „Bankenrettung“ mit den Bail-in/Bail-out-Tricks, die Griechenlandkaperung, die mediale Begleitung der AGENDA-Politik der Prekarisierung und des Besitzstandsklaus. – Darf mich das als berenteter Sozialarbeiter nicht zornig machen, da es mir persönlich gut geht?
Die Giganten unter den Großbanken, Versicherungen, Hedgefonds und multinationalen Konzernen können sich darauf verlassen, dass sogenannte “systemrelevante” Unternehmen von Regierungen und Zentralbanken im Notfall mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gerettet werden. „Wat Ever It Takes“ – ein Freibrief für Lug und Betrug.
Dieser Text Ihrer Kollegin stellt für mich den Gipfel journalistischer Unsensibilität dar! Sie fährt fort:
»Und: Muss man das ernst nehmen? Medien können die Welt nicht so einfach machen, wie es sich manche Zuschauer oder Leser offenbar wünschen. Die Unübersichtlichkeit und die Unordnung, die Zeitungen und Fernsehsender jeden Tag in die Wohnzimmer ihrer Nutzer tragen, überfordern offenbar nicht bloß die “Abgehängten” in dieser Gesellschaft.«
»Medien können die Welt nicht so einfach machen, wie es sich manche Zuschauer oder Leser offenbar wünschen.« Nein – aber sie versuchen sie so zu machen, wie sie sie sich selbst vorstellen – ganz in den Diensten der monetären Machthaber! – Wir unterhalten uns hier nicht über Überforderung, sondern über die Genese von Wut als Ergebnis permanenter Ohnmachtsgefühle.
Kann sich die Autorin, können Sie sich eigentlich nicht vorstellen, dass ich als Rentner, der zuvor 47 Jahre und fünf Monate lang gearbeitet und weitere drei Jahre studiert und deswegen ein gutes Renteneinkommen hat, dass ich auf diese Politik und deren Hofberichterstattung, die mir ständig Ohnmachtserlebnisse bereiten, massiv zornig bin:
Haben Sie sich mal dafür interessiert, ob zwischen jener Gesinnung in der Bevölkerung, die sich die AfD zunutze macht und der Politik seit der AGENDA 2010 eine Korrelation besteht?
Ich jedenfalls behaupte diese Korrelation, die zwischen der Politik des „Parteienkartell aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE“ und besagter Ohnmacht besteht. Dieses Parteienkartell begleitete und rechtfertigte in der Vergangenheit nahezu blind die Politik der Regierung(en) Deutschlands, die unbezähmbare Alimentierung der internationalen Finanz-Hasardeure bei paralleler Prekarisierung der Bürgerinnen und Bürger und die Kriege des supranationalen Angriffsbündnisses dieser „westlichen Wertegemeinschaft“ zu organisieren.
Können Sie sich nicht vorstellen, dass die Leute schlicht und einfach „die Schnauze voll haben“.
Und Sie, „die Medien“, haben das alles schön mit Chorgesang begleitet, u. a., indem Sie Ihre signifikanten, eigenen Schuldanteile konsequent leugnen.
Dr. Angela Dorothea Merkel ist seit dem 22. November 2005 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Vom 10. April 2000 bis zum 7. Dezember 2018 war sie CDU-Bundesvorsitzende. Sie ist also seit 15 Jahren Bundeskanzlerin verschiedener Regierungen des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNEn“, die alle schon mal mit in der Regierung saßen und die AGENDA-Politik des Jugoslawien-Warlords Schröder ungeniert fort- resp. umsetzten. Die AfD und die sie tragende Gesinnung in Deutschland sind das Baby jenes Parteienkartells!
…
Meine entsprechende Protest-E-Mail an Ihr Haus beantwortet dieses schließlich mit einer Einladung:
From: Klaus Brinkbäumer und Barbara Hans | Sent: Monday, April 16, 2018 12:00 PM | To: j.beineke@t-online.de
Subject: Einladung zur SPIEGEL-Leserkonferenz
Lieber Herr Beineke,
vor einigen Wochen haben wir Sie gebeten, uns zu schreiben, was Sie über den SPIEGEL, SPIEGEL ONLINE und die deutschen Medien denken, was Sie stört und was Sie von uns erwarten. Anlass war der Artikel «Die Wut der klugen Köpfe». Rund 2500 Leser haben uns geantwortet, und wir freuen uns, dass auch Sie uns geschrieben haben.
Wir laden Sie deshalb herzlich ein zur SPIEGEL-Leserkonferenz am Freitag, dem 25. Mai 2018, um 16 Uhr.
Kommen Sie zu uns nach Hamburg, und diskutieren Sie mit Journalisten aus den Redaktionen von SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE. Wir haben für Sie drei Workshops vorbereitet. Befragen Sie SPIEGEL-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und SPIEGEL-ONLINE-Chefredakteurin Barbara Hans beim anschließenden Getogether.
Wir freuen uns, wenn Sie dabei sein können, und bitten Sie um Zu- oder Absage bis zum 14. Mai unter www.spiegelgruppe-veranstaltungen.de. Dort finden Sie auch weitere Informationen zum Ablauf und zu den Workshops. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Ihr persönlicher Zugangscode lautet: —
Bis bald in Hamburg.
Mit freundlichem Gruß
Klaus Brinkbäumer, Chefredakteur DER SPIEGEL | Barbara Hans, Chefredakteurin SPIEGEL ONLINE
Wir bitten um Verständnis, dass wir anfallende Reisekosten nicht übernehmen können. Wir haben für Sie ein Zimmerkontingent zu Sonderkonditionen reserviert. Dieses Angebot kann bis zum 27. April 2018 gebucht werden. Die Hotelinformationen finden Sie auf der Anmeldeseite.
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Paul Schreyer hat die SPIEGEL-Leserkonferenz am 25. Mai 2018 besucht und einen Erlebnisbericht hierüber am 23. Juni 2018 auf TELEPOLIS veröffentlicht.
Paul Schreyer, Jahrgang 1977, ist Autor und freier Journalist, unter anderem für das Magazin Telepolis.
Auszug:
»Insgesamt entstand der Eindruck, einem Ritual beizuwohnen, einer symbolischen Zeremonie, die man feierlich begeht und deren Rahmen und Regeln auch peinlich genau beachtet werden. Doch an den Sinn eines echten Dialoges schien kaum einer der teilnehmenden Redakteure wirklich zu glauben. Zu sehr war man von der Richtigkeit der eigenen Ansichten überzeugt. Respektvoll zuhören, das ja, aber Dinge ernsthaft in Frage stellen – das dann doch eher nicht. Schließlich erklärte man, so der unausgesprochene Tenor im Raum, immer noch den Lesern die Welt - und nicht umgekehrt.«
…
Und nach der Veranstaltung habt ihr „eure Dialogbereitschaft“ öffentlichkeitswirksam gelobt, ihn professionell mit einem werbewirksamen Narrativ versehen („Getogether“) und euch Lorbeerkränze verpasst, habt ihr euch selbst auf die Schulter geklopft.
Das war im April 2018. Und am 01.09.2020 stellen sie noch immer die Frage: Woher kommt dieser Hass?
Bedienen Sie hier wieder eine Routineveranstaltung? Haben Sie noch nichts gelernt? Ich glaube, Ihnen (Ihrem Haus) steht Ihr Hochmut im Weg.
Beste Grüße, Jürgen Beineke
P.S.: Ich werde diesen Brief an Sie ebenfalls in meine Homepage einstellen.
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