2020-01-16

Die Einsichten des Olaf Scholz: Haushaltsüberschuss 2019

Bundesfinanzminister Olaf Scholz‭ (‬SPD‭)‬ verkündete Ende Dezember‭ ‬2019,‭ ‬er wolle‭ ‬2.500‭ ‬überschuldete Kommunen in Deutschland auf einen Schlag komplett entschulden.‭ ‬Tausende Städte und Gemeinden seien vor lauter Schulden kaum noch handlungsfähig.‭ – ‬Richtig neu war das wohl nur für ihn,‭ ‬die Bürgerinnen und Bürger sind seit Jahren die Gelackmeierten.‭ ‬Hier in Castrop-Rauxel z.B.‭ ‬beträgt die Grundsteuer B‭ ‬825‭ ‬Prozent.‭ ‬Für Grundbesitz im Gebiet der Stadt Castrop-Rauxel wird‭ (‬wie auch woanders‭) ‬bekanntlich eine Grundsteuer erhoben.‭ ‬Sie ist der drittgrößte Happen im städtischen Etat.

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In Castrop-Rauxel hilft die Grundsteuer B bei der Haushaltskonsolidierung enorm,‭ ‬mit Beginn des Jahres‭ ‬2016‭ ‬wurde sie genau vor diesem Hintergrund auf‭ ‬825‭ ‬Prozentpunkte im Hebesatz erhöht‭ – ‬so handelten viele klamme Städte aus purer Finanznot.‭ ‬Andere Städte scheuten sich auch nicht,‭ ‬auf‭ ‬1.000‭ ‬Prozentpunkte anzuheben.
Weitergegeben wurde die finanzielle Mehrbelastung natürlich auch an die Mieter.‭ ‬Mit der entsprechenden Konsequenz für die rund‭ ‬35.000‭ ‬Haushalte,‭ ‬die es in Castrop-Rauxel gibt.

Seit‭ ‬2011‭ ‬unterstützt das Land NRW mit dem Stärkungspakt Stadtfinanzen Kommunen in einer besonders schwierigen Haushaltslage.‭ ‬Ziel,‭ ‬diesen Gemeinden einen nachhaltigen Haushaltsausgleich zu ermöglichen.‭ ‬Im Gegenzug zur Sanierungshilfe des Landes müssen die beteiligten Kommunen einen klaren Sparkurs einschlagen.‭ ‬Spätestens ab‭ ‬2021‭ (‬Stufen‭ ‬1‭ ‬und‭ ‬2‭) ‬bzw.‭ ‬ab‭ ‬2023‭ (‬Stufe‭ ‬3‭) ‬sind die Landeshilfen abgebaut und die Kommunen müssen einen Haushaltsausgleich ohne die Konsolidierungshilfe des Landes erzielen.‭ – ‬Und da ist die Anhebung des Hebesatzes wie bei der Grundsteuer B‭ ‬2016‭ ‬in Castrop-Rauxel erfolgt,‭ ‬eine praktische Maßnahme.‭ ‬Die Stärkungspakt-Kommunen sind verpflichtet,‭ ‬der Bezirksregierung jedes Jahr einen Haushaltssanierungsplan zur Genehmigung vorzulegen.‭ ‬So rigide ist das geregelt.

Doch das Ganze hat eine Genese,‭ ‬und die wird vom politisch-medialen Komplex gern unter den Tisch gekehrt:

Vergessen‭ ‬wir nicht die gigantischen,‭ ‬politisch gewollten,‭ ‬einseitigen Steuergeschenke für Arbeitgeber,‭ ‬Industrie und Finanzwirtschaft durch Steuergesetzesänderungen für die Zeit zwischen‭ ‬1998‭ ‬und‭ ‬2013‭ ‬in Höhe von ca.‭ ‬490‭ ‬Milliarden Euro.‭ (‬Bontrup:‭ ‬Durch Umverteilung von unten nach oben in die Krise,‭ ‬Seiten‭ ‬15‭ – ‬16.‭)‬.

Davon entfielen auf den Bund‭ ‬197,67‭ ‬Milliarden Euro,‭ ‬auf die Länder‭ ‬236,68‭ ‬Milliarden Euro und auf die Gemeinden‭ ‬56,00‭ ‬Milliarden Euro.

Dem‭ ‬gegenüber‭ ‬stand die Mehrwertsteuererhöhung von‭ ‬16‭ ‬auf‭ ‬19‭ ‬Prozent unter der großen Koalition aus CDU/CSU‭ & ‬SPD von‭ ‬2005‭ ‬bis‭ ‬2009.

Die politische Verantwortung insgesamt lag von‭ ‬1998‭ ‬bis‭ ‬2005‭ ‬bei Rot-Grün,‭ ‬bei Schwarz-Rot von‭ ‬2005‭ ‬bis‭ ‬2009‭ ‬und bei Schwarz-Gelb von‭ ‬2009‭ ‬bis‭ ‬2013.
‭…

Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat das Jahr 2019 mit einem Plus von‭ ‬13,5‭ ‬Milliarden abgeschlossen‭! – ‬DAS IST PORTOKASSE‭ – ‬mehr nicht‭!  ‬Zwar nahm der Bund mehr Steuern ein als erwartet,‭ ‬doch‭ ‬musste er zudem für seine Kredite wegen der niedrigen oder gar negativen Zinsen weniger zahlen und drittens flossen aus Sonderhaushalten,‭ ‬wie zum Beispiel dem Klimafonds oder dem Fonds zur Sanierung von Kindergärten,‭ ‬nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel ab.

Dafür braucht man nicht so eine große Schau zu veranstalten,‭ ‬wie es der politisch-medialen Komplex wieder einmal tut.‭ ‬Die Union fordert eine Senkung der Unternehmenssteuern und eine völlige Abschaffung des Solidaritätszuschlags.‭ ‬Die SPD spricht sich unter anderem für ein langfristiges Investitionspaket aus.

Die tatsächlich generierten Steuermehreinnahmen lagen bei gerade mal‭ ‬3,5‭ ‬Milliarden Euro.‭ ‬Wenn bereitgestelltes Haushaltsgeld nicht abgeführt wird,‭ ‬ist das kein erwirtschaftetes Geld,‭ ‬sondern das Ergebnis von Schlamperei und Inkompetenz.‭ ‬Die Investitionsmittel fließen nicht in dem Maße ab,‭ „‬wie wir uns das wünschen‭“‬,‭ ‬hieß es aus dem Ministerium.‭ ‬Insbesondere bei dem Geld,‭ ‬das für Länder und Kommunen reserviert sei,‭ „‬hakt es noch‭“‬.‭

Ähnliches gilt für den Schuldendienst.‭ ‬Die Ausgaben hierfür lagen in‭ ‬2018‭ ‬bei‭ ‬16,4‭ ‬Milliarden EURO,‭ ‬was vermutlich indirekt als‭ „‬Verdienst‭“ ‬von Olaf Scholz gewertet werden kann‭ (‬ich meine das im Sinne von Kumpanei mit der EZB‭) ‬und auf jeden Fall durch Ambivalenzen charakterisiert ist:‭ ‬Die Monopoly-Geldschwemme der EZB z.B.,‭ ‬die dem Bundeshaushalt zugutekommt,‭ ‬sorgt auf der anderen Seite für gigantische finanzielle Verluste bei Bürgern,‭ ‬deren Bürgerversicherungen und Rentenkassen.
‭…

Und jetzt kommt der große Heilsbringer in Gestalt des SPD-Bundesfinanzministers Olaf Scholz:‭ ‬Es gehe um diejenigen Städte und Gemeinden,‭ ‬die von so hohen Schulden gedrückt würden,‭ ‬dass sie kaum noch handeln könnten,‭ ‬sagte Scholz den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Trotz Stärkungspakt Stadtfinanzen,‭ ‬den das Land NRW‭ ‬2011‭ ‬aufgelegt hat.

!!!‬Eine Glanzleistung des‭ „‬Parteienkartells aus CDU/CSU,‭ ‬SPD,‭ ‬FDP und GRÜNEn‭“!!!

Wenn man den öffentlichen Haushalten der Bundesrepublik so viel Geld entzieht,‭ ‬dass diese ihren originären Aufgaben nicht mehr nachkommen können,‭ ‬entsteht nach einigen Jahren automatisch ein gigantischer Bedarf.

Im Rahmen der Kassenkredite‭ (‬September‭ ‬2019‭) (‬der kommunalen Dispositionskredite also‭)‬,‭ ‬sind die Kommunen in Nordrhein-Westfalen mit‭ ‬22,6‭ ‬Milliarden Euro am höchsten verschuldet.‭ ‬In Essen kommen‭ ‬1,7‭ ‬Milliarden Euro zusammen,‭ ‬in Duisburg‭ ‬1,3‭ ‬Milliarden,‭ ‬in Dortmund‭ ‬1,4‭ ‬Milliarden.‭ ‬Auf die Einwohnerzahl umgelegt,‭ ‬liegen sie in NRW durchschnittlich bei‭ ‬1.262‭ ‬EURO.‭
Kassenkredite sollen Liquiditätsengpässe der Kommunen überbrücken,‭ ‬in Wirklichkeit werden sie aber seit Jahren zur Finanzierung laufender Ausgaben fest eingeplant.‭ ‬Ohne die Kassenkredite könnten viele Städte ihr Personal nicht mehr bezahlen.

Wie schlecht es hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit um Teile des Ruhrgebietes steht,‭ ‬zeigt der‭ „‬Zukunftsatlas‭“ ‬des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos.‭ ‬Gelsenkirchen liegt demnach gerade mal auf Platz‭ ‬371‭ ‬von‭ ‬401‭ ‬bundesweiten Plätzen bei einer Bewertung nach‭ ‬29‭ ‬Kriterien wie Innovationsfähigkeit,‭ ‬Bevölkerungswachstum,‭ ‬Arbeitsmarkt oder Wohl-stand.‭ ‬Oberhausen landete auf Platz‭ ‬378,‭ ‬Recklinghausen auf Platz‭ ‬349.

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